TTF Oberkirch

Internationale Meisterschaften 2002

Internationale Deutsche Jugendmeisterschaften 16. - 19. Mai 2002 in Oberkirch

Insgesamt sieben Medaillen für den DTTB - Gold im Einzel und Doppel für den überragenden Christian Süß

Der 16-jährige Christian Süß vom Bundesligisten Borussia Düsseldorf hat den 8. Internationalen Deutschen Jugendmeisterschaften in Oberkirch mit den Titelgewinnen im Einzel und Doppel seinen Stempel aufgedrückt. Nur eine Woche nach dem Triumph bei den Spanish Open besiegte der Rechtshänder im Finale des Einzelwettbewerbs den Schweden Johan Axelqvist in fünf Sätzen. Zudem setzte er sich an der Seite seines Partners Andreas Ball (Würzburger Hofbräu 96) im Endspiel mit dem gleichen Ergebnis gegen die Spanier Marc Duran/Pera Navarro durch. Süß ist nach Engelbert Hüging (1975) und Jürgen Rebel (1981) der dritte deutsche Einzelsieger. Der Deutsche Tischtennis-Bund, der in Oberkirch mit zweimal Gold, einmal Silber (Mädchen-Mannschaft) und viermal Bronze (Jungen-Mannschaft, Gaby und Meike Rohr im Einzel sowie im Doppel) die erfolgreichste unter 18 Nationen war, hatte nach 15-jähriger Unterbrechung erstmals wieder zu den Internationalen Deutschen Jugendmeisterschaften eingeladen. Insgesamt besuchten 120 Sportler aus Europa und Japan das von den TTF Oberkirch und dem TTC Willstätt gemeinsam organisierte Turnier.

"Ich hatte mir sehr gute Chancen auf den Titelgewinn ausgerechnet, nachdem ich bereits in Spanien in exzellenter Form gewesen bin. Und vor heimischem Publikum zu spielen, war zusätzlich eine besondere Motivation. Klar, dass ich ich zufrieden mit mir bin." So Süß über Süß. Mit Selbstbewußtsein, aber ohne jede Spur von Überheblichkeit präsentierte sich der eloquente 16-jährige in Oberkirch den Medienvertretern und vor allem der letztlich chancenlosen Konkurrenz. Optisch erinnert der Titelträger, der bei den Jugend-Europameisterschaften in Moskau in zwei Monaten gerne in die Fußstapfen des zweifachen Europameisters Timo Boll treten würde, ein wenig an den jungen Boris Becker. Der mit 182 cm hochgewachsene, körperlich athletische Rotschopf pflegt zudem ähnlich wie der prominente Leimener seinen Emotionen am Tisch freien Lauf zu lassen. So beispielsweise im Viertelfinale des Doppel-Wettbewerbs bei einem 0:2-Satzrückstand gegen die Tschechen Gavlas/Konecny, als Süß seinen sichtbaren Ärger über zwei Fehlentscheidungen der Schiedsrichter in positive Energie umsetzte und gemeinsam mit Andreas Ball anschließend die folgenden drei Sätze gewann. "Christian ist ein Typ. Er lebt seine Emotionen auch am Tisch aus", charakterisiert Heide Ahlert, Vizepräsidentin Jugend im DTTB, das vielversprechende und sympathische Talent, "heute war diese Situation im Doppel sicherlich entscheidend, um dem Match noch einmal eine Wende zu geben, als es nicht nach Wunsch lief." Im Einzel gab Süß bis zum Finale lediglich einen Satz ab, geriet gegen Axelqvist im Endspiel aber überraschend mit 1:2 in Rückstand, nachdem er Durchgang 1 nach einer 10:0-Führung mit 11:2 gewonnen hatte. Süß: "Das waren jedoch keine Konzentrationsschwächen. Axelqvist hat diesmal sehr gut gespielt, nachdem ich zuletzt noch im Januar gegen ihn beim Europe-Jugend-Top-12 keinen Satz verloren hatte."

Für drei Bronzemedaillen bei den Mädchen sorgten am Schlusstag der dreitägigen Pfingstveranstaltung die Geschwister Rohr. Einem der Bundesliga-Zwillinge des TSV Betzingen fehlte nach eigener Meinung in der Vorschlussrunde des Einzel-Wettbewerbs im entscheidenden Moment schlichtweg die Kraft. "Ich war einfach am Ende total müde", sah Meike Rohr den Hauptgrund für ihre verspielte 7:2-Führung im Entscheidungssatz gegen Georgina Pota im kräfteraubenden Zeitplan des Pfingstsonntags. Trotz eines Matchballes bei 10:9 verlor die Deutsche Meisterin von 2001 gegen Ungarns und Europas Nummer derzeitige Nummer 1 ebenso mit zwei Punkten Unterschied im Entscheidungssatz wie zuvor im Doppel mit ihrer Schwester Gaby gegen die späteren Siegerinnen, die Japanerinnen Yamazaki/Shimada. Im Einzel musste Gaby Rohr wie tags zuvor im Mannschaftsfinale der Japanerin Saori Sakamoto den Vortritt lassen, die anschließend gegen Pota den Titel holte. Die frischgebackene Deutsche Meisterin im Mädchen-Einzel gewann dem 1:3 zumindest einen positiven Aspekt ab: "Diesmal habe ich mich etwas besser auf sie eingestellt und wenigstens einen Satz gewonnen. Aber ihre Spielweise liegt mir nicht besonders."

Ohne Medaillen blieben zwar der Deutsche Meister Patrick Baum aus Mainz und die Böblingerin Alexandra Urban, aber die beiden Linkshänder dürften wohl dennoch mit den in Oberkirch gezeigten guten Leistungen ihre Positionen in den noch zu nominierenden DTTB-Mannschaften für die Jugend-Europameisterschaften in Moskau weiter gefestigt haben. Urban überzeugte gestern mit einer glänzenden Vorrunde (u.a. ein Sieg über die Japanerin Shimada) und forderte heute im Achtelfinale Japans Spitzenspielerin Saori Sakamoto beim 1:3 mehr als jede andere Spielerin bei diesem Turnier. Untröstlich war der erst 14-jährige Baum nach seiner vermeidbaren Achtelfinal-Niederlage gegen den an Position 4 gesetzten Franzosen Luc Bobillier. Beim hauchdünnen 2:3 verschenkte der Mainzer den ersten Satz nach einer 9:4-Führung: "Das hätte einfach nicht passieren dürfen. Darüber ärgere ich mich bestimmt noch lange schwarz."

DTTB-Präsidiumsmitglied Heike Ahlert war hochzufrieden mit den 8. Internationalen Deutschen Jugendmeisterschaften in Oberkirch: "Der TTC Willstätt und die TTF Oberkirch, die hier mit 80 Personen rund um die Uhr im Einsatz waren, haben das Turnier ganz hervorragend und liebevoll durchgeführt. Sportlich haben wir bei diesem Turnier viel Licht vor allem bei den bereits etablierteren Spielern gesehen. Wenn es überhaupt Schatten gab, dann in der Form, das sich aus der zweiten Reihe diesmal noch niemand mit einer Überrraschung weiter ins Rampenlicht gespielt hat."

Finale Jungen-Einzel
Christian Süß (Düsseldorf) - Johan Axelqvist SWE 3:2 (2,-7,-8,10,5)

Finale Jungen-Doppel
Süß (Düsseldorf)/Ball (Würzburg) - Duran/Navarro ESP 3:2 (8,6,-6,-8,8)

Finale Mädchen-Einzel
Saori Sakamoto JPN - Georgina Pota HUN 3:1 (7,-8,5,9)

Finale Mädchen-Doppel
Yamazaki/Shimada JPN - Sakamoto/Nishida JPN 3:1 (-4,6,4,6)